Theologie der Migration. Vortrag von Ass.Prof. Regina Polak (Univ.Wien) beim Aufbrüche-Vernetzungstreffen 2020

 

„Christlicher Glaube ist maßgeblich im Kontext von Erfahrungen von Migration entstanden: Exil, Diaspora, Vertreibung, Befreiung […]Ich glaube, dass Migration verletzbar macht, weil man merkt: Ich bin letztlich nicht mit meiner Scholle verwachsen, sondern ein fragiles Geschöpf, das in dieser Welt fremd ist. Diese konkrete Erde gibt mir Heimat, ist aber nicht meine letzte Heimat und kann mir genommen werden. Wenn ich an bestimmten Ort lebe, sind die Götter normal. Wenn ich vertrieben werde, sensibilisiert das auf neue Weise, dass ich über Gott nachdenken kann. […] Es ist das Babylonische Exil, wo die spannendsten theologischen Konzepte entstehen[…].

Sesshaftigkeit verführt offensichtlich dazu, das, was rundherum ist, für selbstverständlich zu erachten. Migration setzt alle Beteiligten in Bewegung, die Einheimischen anders als die Migranten. Man entdeckt, dass die eigentliche Heimat der Himmel ist. In gewissem Sinn ermöglicht es eine Rückkehr, eine Heimkehr zu Gott, dass das der eigentliche Ort ist, von dem aus ich lebe. So würde ich es spirituell formulieren."

 

Aus: https://www.miteinander.at/miteinanderarchiv/themenarchiv2016/8065/migration-sensibilisiert-fuer-die-frage-nach-gott